Der Schwenk auf die Baustelle hinter dem Georg-Melches-Stadion verheißt eine glänzende Perspektive. Das Dach auf der Haupttribüne wird derzeit montiert. Opulent sind allein die Eckdaten: 1300 Tonnen Stahl werden dazu verarbeitet. So viel wie in der Kuppel des Berliner Reichstags. Die markante Optik der Stahl-Glas-Konstruktion soll die Charakteristik der neuen Spielstätte entscheidend prägen. Doch Michael Welling, 1. Vorsitzender des Klubs, kann sich trotz rasanter baulicher Fortschritte noch nicht vollständig der Vorfreude widmen. Bevor der Umzug ins neue Stadion ansteht, gilt es den auf absehbare Zeit wichtigsten Vertrag zu fixieren. Schon seit geraumer Zeit feilschen Rot-Weiss Essen auf der einen und die Grundstücksverwaltung Essen als Bauherrin und Stellvertreterin der Stadt Essen auf der anderen Seite über die künftige Stadionpacht. Mehr als gutgewillte Absichtserklärungen waren bisher noch nicht zu vernehmen. Doch allmählich zeichnet sich eine Lösung ab, die RWE gut zupass kommen dürfte.
Zumindest solange der Deutsche Meister von 1955 weiter in der Regionalliga spielt, könnte der Klub demnach praktisch zum Nulltarif in der neuen Arena kicken. Schon im Georg-Melches-Stadion kommt die Stadt für die Betriebskosten auf. Der Anteil des Vereins beläuft sich auf etwa 2000 Euro im Jahr. "Daran wird sich voraussichtlich erstmal nichts ändern", sagt Andreas Hillebrand, Geschäftsführer der GVE. "Die Interessenlage ist ja auf allen Seiten die gleiche. Der Verein soll möglichst schnell wieder hochkommen." Offenbar ist Essen also gewillt, Rot-Weiss weit entgegenzukommen. "Die Stadt ist kein Halsabschneider. Außerdem werden bundesweit nahezu alle Stadien öffentlich gefördert. Es besteht ja auch unter Marketing-Gesichtspunkten ein Interesse daran, dass der Verein erfolgreich ist", gibt Hillebrand zu bedenken.
Selbst bei einem Aufstieg in die 3. Liga sollen sich demnach die Rahmenbedingungen zunächst nur moderat anpassen. Erst ein möglicher Aufstieg in die 2. Bundesliga, mit der signifikant höhere Einnahmen aus der TV-Vermarktung einhergehen, könnte sich in höheren Abgaben an die Stadt niederschlagen.
Zusätzlich spekuliert die GVE auf Einnahmen aus der Stadionvermarktung. In der Diskussion ist ein Modell, in dem RWE die Arena exklusiv selbst vermarktet, die Kommune dafür anteilig an den Einnahmen partizipiert. Erlöse über Mitgliedsbeiträge oder Geld, das in die Nachwuchsabteilung fließt, soll so unberührt bleiben.
Ein Modell, das eine hoffnungsfrohe Perspektive verspricht. Dennoch besteht noch keine Veranlassung zur Zufriedenheit. "Es gibt diverse Modelle und Überlegungen. Das muss man erstmal zuende diskutieren", sagt Welling. "Wenn es aber so kommt, ist es sicherlich gut."